Stürmischer Beifall für den Zuger (Chor-)Komponisten in England: Der in Freiburg geborene Zuger Komponist, Carl Rütti, feierte am vergangenen Wochenende im Rahmen des Norwich Musikfestivals für Zeitgenössische Musik, die Welturaufführung seines neuesten Werkes, «Motet for 40 Voices».
Das ungewöhnlich pulsierende vielstimmige a capella Chorwerk, das von den bekannten Cambridge Voices in der Kathedrale Ely bei Cambridge und in der Schweizer Kirche in London uraufgeführt wurde, riss das britische Publikum zu «Standing Ovations» hin.
Dies nicht von ungfähr. Rüttis Oeuvre ist nicht nur eine rhythmisch durchkomponierte polyphonische Orgie, sondern knüpft direkt an die englische Chortradition an. Zu seinem neuesten Werk liess sich der 48jährige Schweizer von einer Komposition von Thomas Tallis, einem englischen Grossmeister der religiösen Vokalkomposition des 16. Jahrhunderts, von «Spem in alium - Motet in 40 parts», inspirieren.
Lustvoll swingende Improvisation
Ganz im Stile Tallis, operiert auch Rütti mit 40 Stimmen a capella für acht Chöre mit je fünf Stimmen, die, jeweils im Oktogon um das Publikum aufgestellt, mit ihrem Gesang den Raum zum Vibrieren brachten. Einer der Gründe für das überwältigende Erlebnis lag gewiss auch bei dem Briten Ian Moore, dem Dirigenten von Cambridge Voices und seinen Sängerinnen und Sängern.
Die Briten sangen das anspruchsvolle Werk des Schweizers mit grosser Hingabe und Begeisterung - so lebendig, dass man glaubte, einer lustvollen swingenden Improvisation beizuwohnen. Carl Rütti, der auch am Konservatorium in Zürich unterrichtet, ist in Britannien längst kein Unbekannter. Seit Jahren wird er nach England eingeladen und seine Werke wurden und werden regelmässig von der BBC ausgestrahlt und aufgenommen.
Rüttis Musik sei ganz einfach herzergreifend, sagte der engagierte Dirigent Moore. Es entstehe jeweils ein unmittelbarer Kontakt zwischen Komponist, Chor und Publikum. Moore hatte zur Popularisierung von Rüttis Werken in den 80er Jahren eigens einen Chor, die Cambridge Voices, gegründet. Finanziell unterstützt wurden die Veranstaltungen von der Pro Helvetia und von der privaten Kulturstiftung, Swiss Cultural Fund, der Schweizer Botschaft in London.